Das Rungehaus in Barmbek-Nord
AKTUELL
LeNa feiert Jubiläum
Selbstbestimmtes Wohnen, starke Gemeinschaft: Das Konzept „LeNa – Lebendige Nachbarschaft“ der SAGA zeigt, wie modernes Wohnen mit Unterstützung aussehen kann. In Barmbek bringt LeNa nun seit zehn Jahren Menschen zusammen, die mehr wollen als nur eine Wohnung.
TEXT Betül Pehlivan FOTOS Mike Schäfer
Mit dem Älterwerden verändern sich oft die Ansprüche an das eigene Zuhause. Barrierefreiheit, gesellschaftliche Teilhabe und Unterstützung im Alltag gewinnen an Bedeutung. Diese Aspekte hat auch die Tochter von Wolfgang Fuck im Kopf, als sie ihrem Vater vor zehn Jahren vorschlägt, sich das neue LeNa-Konzept der SAGA anzusehen. Für den Rentner kommt das damals überhaupt nicht in Frage. Zu groß ist der Wunsch, auch im hohen Alter selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden und in der vertrauten Gegend zu wohnen.
Doch innovative Wohnkonzepte verbinden genau diese Aspekte: Sie ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben in einer eigenen Wohnung mit einem aktiven Umfeld, in dem Nachbarschaft und Miteinander großgeschrieben werden. Genau hier setzt die SAGA mit dem eigenen Wohn- und Unterstützungskonzept LeNa an. Zielgruppe sind Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Assistenzbedarf. Alle Mieterinnen und Mieter leben in ihrer eigenen Wohnung, aber rundherum ist jede Menge los.
Gestartet ist das Projekt 2014 mit seinem ersten Standort „Rungehaus“ im Stadtteil Barmbek-Nord. Inzwischen sind vier weitere LeNa-Standorte in Hamburg hinzugekommen. „Damals gab es eine Informationsveranstaltung für Interessierte. Das habe ich mir einfach mal angehört“, erinnert sich Wolfgang Fuck. Heute hat sich der Erstmieter im Rungehaus sichtlich eingelebt. Überzeugt hat den 77-Jährigen die vertraute Umgebung. Wolfgang Fuck ist im Quartier Rungestieg aufgewachsen, kennt die Gegend wie seine Westentasche. Doch die frühere Wohnung und die ganzen Erinnerungen zu verlassen, fiel ihm zunächst schwer. „Aber ich bin gut angekommen“, versichert er. Besonders freut er sich über seine überdachte und großzügig geschnittene Loggia. „Da findet viel Besuch Platz und ich sitze immer im Trockenen“, lacht er.
Doch es ist nicht nur das Wohnen in der eigenen Wohnung, das LeNa von anderen Konzepten unterscheidet - es ist die „Lebendige Nachbarschaft“. Das Dorf in die Großstadt bringen, dieses Ziel verfolgt die SAGA mit dem Projekt. Gemeinschaft und Unterstützung stehen dabei im Vordergrund. Am LeNa-Standort in Barmbek-Nord treffen sich die Bewohnerinnen und Bewohner regelmäßig im Rungetreff, dem zentralen Gemeinschaftsraum des Hauses. Viele der Angebote werden von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst organisiert und durchgeführt. Hier wird zusammen Yoga und Englisch geübt, hier trifft sich die Tablet-Gruppe und es wird gemeinsam gekocht. „Es gibt viele Veranstaltungen, die den Kontakt unter den Bewohnern fördern. Aber alles kann, nichts muss“, stellt Wolfgang Fuck klar. Die Angebote sind offen und ohne Zwang, auch Menschen aus der Nachbarschaft können teilnehmen. Karaoke-Abend, Osterbrunch, Silvesterparty – für Gesellschaft reicht ein Schritt aus der eigenen Tür: „Wir wollen den Stadtteil ins Haus holen, deshalb kooperieren wir zum Beispiel mit einem Kindergarten. In der Adventszeit kommen die Kinder zum Backen ins Haus“, erklärt LeNa-Koordinatorin Julia Hochfeld von der alsterdorf assistenz ost.
Auch professioneller Unterstützung können die Bewohnerinnen und Bewohner bei steigendem Assistenzbedarf in Anspruch nehmen. Dafür sorgt die Zusammenarbeit mit der alsterdorf assistenz ost, die im Rungehaus als ambulanter Dienstleister tätig ist. Sie unterstützt bei der Pflege, der Alltagsgestaltung oder auch bei Fragen – immer mit dem Ziel, den Mieterinnen und Mietern ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Die Unterstützung ist flexibel und richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen.
Zehn Jahre nach der Eröffnung des ersten LeNa-Standorts im Rungehaus zeigt sich, wie erfolgreich die Kombination aus selbstbestimmtem Wohnen, lebendiger Nachbarschaft und flexibler Unterstützung sein kann. „Ich möchte das Leben im Rungehaus nicht mehr missen“, sagt Wolfgang Fuck.