
Richtfest in Georgswerder: SAGA baut 58 öffentlich geförderte Wohnungen
Während überall in Hamburg die Natur zum Leben erwacht, die Blumen blühen und die Sonne endlich wieder ihre Kraft zeigt, wächst auch in...
Das Knallen von Silvesterraketen nimmt sie wahr, auch das Martinshorn von Polizei und Feuerwehr. Aber den kurzen Schnack an der Supermarktkasse oder die Durchsage im Zug – das hört sie nicht. Ihr Arzt spricht von „an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit“. Yvonne Winters Welt war schon immer leise. Von ihrer gehörlosen Mutter hat sie Gebärden gelernt, von ihrem Vater das Sprechen mit Lauten. Trotz ihrer Behinderung ist ihr Motto: Nicht unterkriegen lassen, auch wenn es manchmal nicht einfach ist. Beim Bund der Schwerhörigen leitet sie nun eine Kochgruppe. Etwa einmal im Monat treffen sich sechs, sieben Kochbegeisterte hier, um gemeinsam etwas Leckeres zu kochen. Gemüseauflauf, Lauchsuppe, Lachs aus dem Ofen – jedes Mal kommt etwas anderes auf den Tisch. Yvonne Winter stimmt sich mit den Gästen vorher über Termin und Menü ab: „Ich möchte, dass sich hier alle willkommen fühlen, aber manchmal ist es gar nicht so leicht, alle Vorlieben unter einen Hut zu bekommen“, lacht sie.
„Das Schönste an der Kochgruppe sind die Unterhaltungen“, findet Yvonne Winter. Fast alle Gäste sind schwerhörig, eine Mitstreiterin ist gehörlos. Sie kommunizieren miteinander über Laute und Gebärden. Oft dreht sich das Gespräch um die Familie oder die Arbeit oder es werden gemeinsame Ausflüge geplant: „Wir sind offen für alle. Auch hörende Menschen, die sich für das Thema Hörbehinderung interessieren oder Gebärdensprache lernen wollen, dürfen gerne dabei sein“, erklärt Yvonne Winter.
Offen sein und Herausforderungen angehen, das zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Sie lacht gerne, ist am liebsten unter Menschen. Bei ihrer Arbeit in einem Jobcenter kümmert sie sich darum, dass ihre Kundinnen und Kunden Schulmaterial und Klassenfahrten für ihre Kinder bezahlen können. Auch wenn die Kommunikation manchmal nicht leicht ist, hat sie viel Kontakt zu ihren Kolleginnen und Kollegen. Im Notfall hilft sie sich mit Lippenlesen oder Stift und Zettel: „Irgendwie findet sich immer ein Weg.“
Wir sind offen für alle, auch Hörende!
Yvonne Winter
Seit 2010 wohnt Yvonne Winter in einer SAGA-Wohnung in Lurup. Doch ihr Partner lebt in Bremen. Um mehr Zeit mit ihm verbringen zu können, sucht sie dort aktuell nach einem passenden Job. Die ganze Kochgruppe drückt die Daumen, dass die Bewerbungen Erfolg haben.
Was Yvonne Winter sich von hörenden Menschen wünscht? „Es wäre toll, wenn andere offener wären und mehr auf Menschen mit Behinderungen zugehen würden. Mal zusammen einen Kaffee trinken – davor scheuen sich viele. Dabei ist es doch toll, mehr von anderen zu erfahren.“