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9. Oktober 2025
Aktuelles

Wohnzimmerfeeling im Luruper Flüsseviertel

Seit mehr als 20 Jahren ist der Jugendtreff Netzestraße ein zweites Zuhause für viele Jugendliche in Lurup. Freunde finden, Unterstützung bekommen und gemeinsam etwas erleben – all das ist im Treff möglich. Ein Ort, der zeigt, wie wichtig offene Türen für junge Menschen sind.

 Auf dem Küchentresen stapeln sich Mehl, Eier und Butter. Zwischen Rührschüsseln und Löffeln steht Kevin Kordts in der neuen Küche des Jugendtreffs an der Netzestraße und sucht in den Schubladen nach den Mixstäben. Er rührt den Waffelteig für die Wiedereröffnungsfeier an. Nebenan pustet ein weiterer Mitarbeiter des Jugendtreffs bunte Ballons auf, während draußen der Grill angeschmissen und die Popcornmaschine aufgestellt wird. Nach fünf Wochen Schließung öffnet der Treff inmitten eines Wohnquartiers in Lurup nach Sanierungsmaßnahmen wieder seine Türen.

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Kevin Kordts ist seit vielen Jahren Leiter des Jugendtreffs Netzestraße, das von der Vereinigung Pestalozzi betrieben wird. Er kennt die Jugendlichen – und die Jugendlichen kennen ihn. Noch bevor die Feier offiziell beginnt, strömen die ersten Gäste herein, umarmen ihn, klopfen ihm auf die Schulter und rufen: „Ist richtig schön geworden, die Küche!“. Den Jugendtreff gibt es im Flüsseviertel seit 2003. Hier treffen Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahren aufeinander, um Spiele zu spielen, Musik zu hören, Hausaufgaben zu machen oder einfach nur, um auf dem großen Sofa abzuhängen. „Wir wollen, dass sich der Treff wie ein Wohnzimmer anfühlt“, sagt der 37-Jährige.

Kevin Kordts leitet den Jugendtreff Netzestraße mit Herzblut. | © SAGA/Sebastian Schuster
Kevin Kordts leitet den Jugendtreff Netzestraße mit Herzblut.

Und tatsächlich: Wer die Räume betritt, sieht große Sofas, eine Dartscheibe und einen großen Fernseher mit Spielekonsolen. In einer Ecke steht ein Aquarium. Am Eingang hängen Fotos der Mitarbeitenden, ganz unkompliziert mit den Vornamen beschriftet. Von der Wand strahlt ein Neonschriftzug in kräftigem Grün: „Jugendtreff Netzestraße“. Alles wirkt vertraut, offen und einladend.

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Zwischen den Jugendlichen auf den Sofas sitzt Patrick Busse. Er kommt schon seit vielen Jahren her und fühlt sich wie zuhause. „Hier hört immer jemand zu“, erzählt er. „Ich kann über Dinge reden, die ich meinen Eltern oder auch Freunden nicht erzählen würde. Bei Kevin bekomme ich eine neutrale Sichtweise, wenn ich einen Rat brauche“, sagt er. Besonders die gemeinsamen Reisen, die der Jugendtreff organisiert, sind für ihn ein Highlight. Im letzten Jahr waren sie gemeinsam im Rom. Dieses Jahr geht es nach Paris. Belal Musaer nickt zustimmend. „Die Fahrten waren immer top organisiert, wir mussten uns um nichts kümmern. Und jeder aus dem Freundeskreis konnte mit, weil es bezahlbar ist“, sagt der 24-Jährige, der früher Stammgast im Treff war. Für ihn war der Jugendtreff nicht nur wegen der Reisen wichtig: „Es war immer offen, wir konnten einfach vorbeikommen. Für meinen Freundeskreis war das ein fester Anlaufpunkt.“

Patrick Busse steht am liebsten an der Dartscheibe. | © SAGA/Sebastian Schuster
Patrick Busse steht am liebsten an der Dartscheibe.
Belal Musaer war früher Stammgast im Treff. | © SAGA/Sebastian Schuster
Belal Musaer war früher Stammgast im Treff.

Genau diese Offenheit prägt auch heute noch die Arbeit des Teams. Sie sind keine Eltern, keine Lehrkräfte, sondern Erwachsene auf Augenhöhe – verlässliche Ansprechpartner mit offenem Ohr. „Wir sind der dritte Ort neben Schule und Familie“, sagt Anne Scherer, die erst seit wenigen Tagen im Team ist. „Ein Platz ohne Erwartungsdruck, an dem man einfach sein darf. Unsere Aufgabe ist es, da zu sein, zuzuhören und Räume zu öffnen.“ Ihre Kollegin Melissa Dahlgrün ergänzt: „Oft reicht es, einfach beim Dart oder an der Konsole mitzuspielen – schon entstehen Gespräche.“

Anne Scherer (links) und Melissa Dahlgrün haben immer ein offenes Ohr. | © SAGA/Sebastian Schuster
Anne Scherer (links) und Melissa Dahlgrün haben immer ein offenes Ohr.
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Die Atmosphäre trägt viel dazu bei. Im Zuge der Sanierung wurde alles heller und einladender: neue Böden, eine moderne Küche, die Wände wurden gestrichen, der Garten wurde erweitert und vor der Tür gibt es neue Fahrradstellplätze. Finanziert wurden die Maßnahmen zum Teil von der SAGA.

Während der Sanierung fragten die Jugendlichen immer mal wieder nach, wann es endlich weitergeht. Manche schauten sogar vorbei, um zu sehen, wie weit die Arbeiten schon waren. Jetzt sind die Türen wieder offen, die Räume füllen sich mit Stimmen, Lachen und Geschichten. Und alles deutet darauf hin: Der Jugendtreff Netzestraße bleibt auch weiterhin ein offenes Wohnzimmer in Lurup.

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Text: Betül Pehlivan / Fotos: Sebastian Schuster

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