TITELGESCHICHTE

Sportlich durch den Sommer

Der Sommer ist endlich da!

 
Also: raus aus den vier Wänden und ab ins Grüne. Das sonnige Wetter lässt sich am besten im Freien genießen. Das gilt auch für unsere Sporteinheiten – und diese lassen sich in Hamburg ganz einfach nach draußen verlegen.
Fabian Meßerschmidt | © Cécile Ash

TEXT Betül Pehlivan / FOTOS Cécile Ash

"ES IST VIEL ZU KALT DRAUSSEN" – diese faule Ausrede können sich Sportmuffel ab sofort sparen, denn der Sommer ist da! Beim Radfahren, beim Joggen oder beim Volleyball: Sport macht in der Natur weitaus mehr Spaß als in einer Halle oder im Fitnessstudio. Und wenn wir während der Bewegung auch noch Sonne tanken, frische Luft an unserer Nase spüren und die blühende Natur um uns wahrnehmen, hebt das allemal die Stimmung. Mit 805 Sportvereinen hat Hamburg eine riesige Vielfalt zu bieten. Die Hafenstadt ist eben viel mehr als HSV und St. Pauli.

 

Von A wie Aerobic über N wie Nordic Walking bis Z wie Zumba – für jeden Sporttyp findet sich
etwas Passendes. Und dabei kommt jeder auf seine Kosten: egal ob als Ausgleich zum Arbeitsalltag, um neue Kontakte zu knüpfen oder um Kilos purzeln zu lassen. An der frischen Luft zu trainieren ist auch für den Geldbeutel gut. Also: Sportschuhe an und los geht’s vor die Haustür!.

 

SPORTEINHEITEN IM PARK


Bei heißem Wetter zieht es die Hamburgerinnen und Hamburger wie von selbst raus in die Parks
der Stadt. Mit einer Picknickdecke und einem guten Buch auf der Wiese liegen und sonnen, mit Freunden Eis genießen oder grillen. Doch warum nicht aktiv werden? In Hamburg gibt es viele Orte, an denen gesportelt werden kann.


Sonntagmorgen, 10 Uhr, Stadtpark. Die Stadtreinigung dreht ihre Runde, ein Helikopter braust über die Baumkronen und eine Frau geht mit ihrem Hund Gassi. Währenddessen versammeln sich langsam viele Menschen in Sportmontur auf der großen Festwiese: die Jungs und Mädels von CrossFire Hamburg. Aus einer Box hallt laute Technomusik. Auf dem grünen Rasen liegen Gymnastikmatten gereiht. Trainer Fabian Meßerschmidt ruft: „Los geht’s, aufwärmen!“ Danach folgen Burpees, Push-ups und Squats. Die Gruppe macht Übungen aus dem funktionellen Training, die ohne Geräte mit dem eigenen Körper ausgeführt werden. Der Sport vereint Elemente aus Cardio, Krafttraining und Übungen mit dem eigenen Körpergewicht.

 

Fabian Meßerschmidt | © Cécile Ash

Bei uns kann jeder mitmachen – und das spontan und kostenlos!

Fabian Meßerschmidt, CrossFire-Trainer

Aufwärm-Übung im Stadtpark | © Cécile Ash
Sporteinheiten im Stadtpark | © Cécile Ash

Das kostenlose Freilufttraining haben Roman Wolf und Fabian Meßerschmidt im Oktober 2018 ins Leben gerufen und jeder ist willkommen. Seitdem trifft sich die Gruppe, angeleitet von Fabian Meßerschmidt, Dennis Sandmann oder Bernd Stelzner jeden Sonntag um 10 Uhr. Die Athletinnen und Athleten sind an jedem Wochenende bei Wind und Wetter oder bei Sonnenschein zum intensiven Workout anzutreffen. Und die Übungen haben es wirklich in sich. „Hände unter den Po, Fußsohlen zum Himmel!“, lautet die nächste Anweisung des Trainers. Zwischendurch laufen Enten gemütlich an den Sportlern vorbei.


Über die Jahre haben sich Freundschaften entwickelt und sogar Pärchen gefunden. Die Atmosphäre ist ausgelassen. „Egal wie müde ich morgens zum Training komme, wenn ich hier bin, habe ich gute Laune“, sagt Frauke Barfuß, die auf die Gruppe bei einem Spaziergang aufmerksam wurde. Für das Lächeln in den Gesichtern sorgt Bernd Stelzner, der liebevoll „Entertainer“ genannt wird. Den Titel trägt er sogar auf seinem T-Shirt. „Mein ganzer Stolz“, grinst er.


Immer wieder bleiben Spazierende stehen und beobachten interessiert das Treiben. Die Liebe für den Sport ist bei allen Teilnehmenden zu spüren. Steffi Meyer ist heute das erste Mal dabei. Auf das Training ist die Personal Trainerin über Social Media gestoßen. „Ich bin extra eine Stunde hergefahren und bin richtig begeistert!“, sagt die 53-Jährige.


Im Sommer verwandelt sich der Stadtpark in eine wahre Sportoase. Wasserratten ziehen im Stadtparksee Bahnen, Ballliebhaber versuchen sich an Beachvolleyball und Fitnessbegeisterte messen an den Klimmzugstangen neben dem Planetarium ihre Kräfte. Doch auch viele andere Quartiere in Hamburg haben Sportpotenzial.

Zeigt Haltung: Entertainer Bernd Stelzner | © Cécile Ash

Zeigt Haltung: Entertainer Bernd Stelzner

ETWAS NEUES AUSPROBIEREN

mit dem Sportprogramm move!

Auch in Wilhelmsburg schwitzen die Menschen. Etwa zum Auftakt von move!, dem kostenlosen Sportprogramm der SAGA.

 

Viele Kinder und Jugendliche finden an diesem warmen Maitag auf dem Bolzplatz nahe der Bahnhofspassage zusammen. Um 16 Uhr ist Anpfiff: Traditionell beginnt die neue Saison mit einem Fußballturnier. Manche Kinder erproben sich inzwischen im Boxen oder Spikeball, es gibt Wurst vom Grill und Musik von dem Duo JUVIL. Auch Erwachsene kommen in Bewegung.

 

Das Sportfest in Wilhelmsburg markiert den Anfang für einen heißen Sportsommer 2023 mit move!. Bis Ende Oktober können sich Kinder und Jugendliche über die Sommerferien in verschiedenen Sportarten ausprobieren: mehr als 100 kostenfreie Aktionen mit zwölf Sportarten an verschiedenen Standorten gibt es in den SAGA-Quartieren. Darunter Highlights wie Kung-Fu und Calisthenics.

 

„Die erste wichtige Regel bei uns: hab Spaß!“, sagt Kung-Fu-Meisterin Yasmin Faslija. „Am besten kommen Interessierte in Sportkleidung vorbei“, ergänzt Calisthenics-Profi Mitja Rose.

 

Beide sind in diesem Jahr in Steilshoop unterwegs. Dort ist an der Bossardstraße im Jahr 2020 eine moderne Calisthenics-Anlage entstanden, die sich perfekt für die Schnupperkurse der beiden Trainer eignet. Was die Kinder und Jugendlichen erwartet? Ein Parkour im Stil von Ninja Warrior, Leichtathletik, Aufwärmübungen und eine gute Portion Humor. Die Kinder sollen ihre Talente entdecken, ihren Körper kennenlernen und neue Sportarten ausprobieren. Und genau hier knüpft das Programm von move! an.

Yasmin Faslija und Mitja Rose | © Cécile Ash

Yasmin Faslija ist Kung-Fu-Meisterin, Mitja Rose Profi in der Sportart Calisthenics.

Merle Hoffmeister | © Cécile Ash

Der Sport kommt zu den Menschen ins Quartier

Merle Hoffmeister, ProQuartier

Raus aus der Komfortzone also!

 

Aber das ist eine Überwindung – auch für die Kleinen: „Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich die Kinder verhalten: Erst beobachten sie das Geschehen aus der Ferne, dann trauen sie sich mitzumachen. Zum Schluss fühlt es sich an, als wenn sie schon seit drei Wochen dabei sind“, lacht Yasmin Faslija. Dabei sind die Berührungsängste völlig unbegründet. „Wir alle haben bei Null angefangen. Dranbleiben, das ist wichtig!“, sagt Sportstudent Mitja Rose.

Die kostenlosen Sportangebote von move! bringen Menschen zusammen und beleben die Stadteile, fördern den Zusammenhalt und die Gesundheit. „Wenn die Menschen nicht zum Sport kommen, dann kommt der Sport eben zu ihnen ins Quartier. So erreichen wir viele, die vorher kaum oder gar keinen Sport gemacht haben“, erklärt Organisatorin Merle Hoffmeister von ProQuartier das Konzept von move!. Kinder und Jugendliche sollen zum Sport vor der eigenen Haustür in den Anlagen in ihrer Nähe angeregt werden.

IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT

Im Westen der Stadt geht es deutlich ruhiger zu als in Wilhelmsburg. Auf dem Vorplatz des Altonaer Museums stehen Menschen und schauen gebannt auf eine Handvoll Kugeln. Einer zückt einen Maßstab. Unter der prallen Sonne fliegen Metallkugeln über den sandigen Boden. Sie spielen den französischen Volkssport Pétanque – in Deutschland besser bekannt als Boule. Auf einem weiteren Spielfeld steht der vierfache Deutsche Meister Torsten Prietz mit seinem Freund Gösta Kirchner. Darum geht’s: Zwei Mannschaften spielen gegeneinander und versuchen mit einem geschickten Wurf Metallkugeln so nah wie möglich am Cochonnet, einer Zielkugel aus Holz, zu platzieren. Die Spieler werfen aus einem Kreis mit einer Entfernung zwischen 6 und 10 Metern. Am Zug ist immer die Mannschaft, deren Kugel am weitesten vom Ziel entfernt ist.

 

Die Sportler sprechen wenig, denn hier geht es um Präzision und Taktik. Oft verrät schon die Mimik, ob ein Wurf geglückt ist oder nicht. Zwischendurch mustern sie die Positionen der Kugeln. Kurze Absprache im Team. Dann schießt Torsten Prietz die Kugel der Gegner mit der eigenen weg. „Der Sport ist einfach und gleichzeitig komplex. Es gibt nur zwei Grundregeln, und doch müssen die Spieler bei jedem Wurf strategisch vorgehen“, sagt er. Der 56-Jährige hat den Sport bei einem Urlaub auf Korsika entdeckt. Das ist 30 Jahre her. Im Gepäck aus Frankreich brachte er seine ersten Kugeln und die Faszination für den Sport mit. Auf dem Platz der Republik in Altona begann seine Karriere und bis heute gehört er zu Torsten Prietz' Lieblingsplätzen. Hier können Spaziergänger bei gutem Wetter viele Profis beobachten.

Thorsten Prietz (rechts) und Gösta Kirchner | © Cécile Ash

 

Eine Partie Boule dauert so lange, bis eine Mannschaft 13 Punkte erzielt hat. „Bei der Weltmeisterschaft habe ich ein Spiel gesehen, das 3,5 Stunden gedauert hat“, erzählt Torsten Prietz. In der Regel wird Boule zu zweit oder zu dritt in einer Mannschaft gespielt, es können aber auch zwei Einzelspieler gegeneinander antreten. Interessierte brauchen für eine Partie je drei Kugeln und ein Cochonnet. Spielbahnen? Davon gibt es in Hamburg so einige. Zur Not tut es aber auch ein sandiger Bereich in einem Park. „Unebene Flächen mit Neigungen machen das Spiel sogar anspruchsvoller und interessanter“, sagt Gösta Kirchner.


Ob beim Training im Stadtpark, Boule in Altona oder move! in Wilhelmsburg – der Sport bringt Menschen zusammen. Und Hamburg bietet richtig tolle Möglichkeiten, kostenlos Sport zu treiben. Halten Sie einfach Ihre Augen und Ohren in der Stadt offen!

Meister mit Maßband | © Cécile Ash

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