TEXT Betül Pehlivan FOTOS Mike Schäfer
AKTUELL
Sandsport für Alle
Im Stadtpark betreiben Jugendliche mit dem Verein „Sand für Alle“ einen Beachvolleyballplatz. Unterstützt wird das Projekt von der SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft.
Ein warmer Dienstagnachmittag im Stadtpark: Jogger drehen ihre Runden, eine Frau geht mit ihrem Hund Gassi und Erwachsene sonnen sich auf Picknickdecken. Inzwischen versammeln sich am südlichen Rand des Parks einige Jugendliche in Sportmontur. Jugendtrainerin Geeske Camp ruft die Mädels zusammen. Auf einem anderen Sportfeld sind die Jungs bereits mitten im Training. Überall liegen Volleybälle verstreut. „Los geht’s! Erst mal aufwärmen“, ruft die Trainerin. Die sieben Mädchen beginnen mit Übungen, die die Gelenke mobilisieren sollen. Sand rieselt zwischen den Zehen. Sie üben Pritschen, Baggern und Aufschläge. „Die Füße waren richtig. Einfach noch mal probieren“, ermutigt die Trainerin die 14-jährige Lucia. Seit fast einem Jahr ist sie bei den Trainings des Vereins „Sand für Alle“ dabei. Vom Verein hat die Schülerin von ihrer Klassenkameradin Anne erfahren. Seitdem trainieren die beiden Freundinnen jeden Dienstag und Mittwoch nach Schulschluss auf dem „Südstrand“, so nennt der Verein den Beachvolleyballplatz.
Doch damit die beiden Schülerinnen hier trainieren können, war auf Platz Nummer zwei am Südring viel Arbeit nötig. Die Geschichte begann während der Pandemie 2020 mit der Gründung des Vereins „Sand für Alle“. „Wir mussten Dinge selbst in die Hand nehmen und Verantwortung übernehmen, wenn wir mehr offene Sportplätze in Hamburg haben wollen“, sagt Oliver Camp vom Verein. Den freien Platz im Stadtpark haben die Mitglieder schon lange im Auge. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten bleibt der Verein hartnäckig und erhält 2023 die Nutzungserlaubnis für die eingezäunte Fläche im Stadtpark vom Bezirksamt Hamburg-Nord sowie eine Förderung aus dem Zukunftspaket des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Dann beginnt die heiße Phase: Kinder und Jugendliche, die heute hier trainieren, waren an der Planung beteiligt. „Die Jugendlichen sammelten Ideen und setzen sie um“, erklärt Oliver Camp das Beteiligungsprojekt „Sandsport für Alle“. Mit rund fünfzehn ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern im Alter von 13 bis 19 Jahren wurde die 3.800 Quadratmeter große Fläche mit viel Handarbeit für die große Sandlieferung vorbereitet. Die Aufschüttung der Fläche mit Sand übernahmen Profis. Dann arbeiteten die Jugendlichen am Feinschliff: Anfang Januar kamen eine kleine Tribüne sowie Sanitär- und Lagercontainer hinzu. Dann wurde das Geld knapp.
Durch eine Förderung der SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft konnten Schutzpolster, Ballfangzäune und Schiedsrichterpodeste besorgt werden. „Die Jugendlichen lernen hier, wie sie andere von ihren Ideen überzeugen können und was es braucht, um sie umzusetzen“, erklärt Oliver Camp. Neben dem Sport geht es darum, das Selbstvertrauen der Jugendlichen zu stärken, ihre Teamfähigkeit auszubauen und Verantwortung zu übernehmen.
Am „Südstrand“ im Stadtpark gibt es eine Sandarena für junge Leute.
Johan ist von Anfang an beim Projekt dabei. „Ich bin stolz auf das, was wir hier geschaffen haben. Zu sehen, dass am Wochenende auch Turniere hier stattfinden, ist toll“, sagt der 16-Jährige. Nach der Fertigstellung wird der Platz vom Verein mit den Jugendlichen betrieben. Auf den sechs Feldern trainieren auch die Vereine Beach me und FC St. Pauli. Das siebte Feld können Interessierte online reservieren.
Inzwischen haben die Mädchen schon einige Sätze gegeneinander gespielt. Anne und Lucia klatschen einander ab, sie sind bereit. Der Ball fliegt über das Netz. Anne hat den ersten Kontakt, Lucia legt den Ball vor und Anne schlägt ihn kraftvoll in das gegnerische Feld. Ein Punkt für die beiden Mädchen. Sie grinsen zufrieden. „Wir kommen gerne her. Die Leute sind nett. Und nach dem Training gehen wir auch mal ein Eis essen“, sagen sie.
