Das Ensemble an  der Augustenburger Straße  nach aufwendiger  Modernisierung | © Mike Schäfer

Wohnen im Denkmal

TEXT Lisa Breidthardt, Gunnar Gläser

Nach rund vier Jahren hat die SAGA die Modernisierung von 171 Wohnungen in der Augustenburger Straße in Altona-Nord abgeschlossen. Wir erklären, was das Besondere an diesem Projekt war, bei dem buchstäblich jeder Stein einmal umgedreht wurde.

Als die Häuser in der Augustenburger Straße 1927 gebaut wurden, war Altona noch selbstständig und gehörte nicht zu Hamburg. Gustav Oelsner war damals Bausenator und Vorstand der erst fünf Jahre jungen SAGA. Er schuf mit seinen modernen Gebäuden und dem häufig verwendeten Klinker nicht nur Wohnungen, sondern auch Gewerbebauten, die bis heute stilprägend sind. Dazu gehört auch das Ensemble rund um die Augustenburger Straße, das jetzt nach fast hundert Jahren saniert wurde. Von Anfang an war klar, dass die denkmalgeschützten Häuser behutsam modernisiert und die charakteristischen Fassaden erhalten werden sollten. 

Der Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes in der Augustenburger Straße | © Mike Schäfer

Der Innenhof in der Augustenburger Straße. | Mike Schäfer

Austausch und Reparatur von über 100.000 Klinkersteinen
Dabei arbeiteten die Planerinnen und Planer der SAGA eng mit dem Denkmalschutzamt zusammen, um die historische Bausubstanz zu erhalten und gleichzeitig den heutigen Wohnansprüchen gerecht zu werden. Da die Bausubstanz auch nach hundert Jahren noch recht gut war, konnten die Fassaden größtenteils im Original erhalten werden, ohne sie hinter einer dicken Dämmschicht zu verstecken. Die typischen roten Klinker und die roten Fugen mit hochkant gemauerten Ziegelflächen prägen bis heute das Erscheinungsbild des Quartiers – und das sollte auch so bleiben. Deshalb wurden alle Fugen einzeln von Hand saniert. Mehr als 100.000 kaputte Ziegel wurden einzeln herausgenommen und in einem historischen Ofen nachgebrannt. So ist kaum zu erkennen, welche Steine neu und welche alt sind. Außerdem zieren jetzt neue Holzfenster nach historischem Vorbild die Gebäude. Auch das Dach ist neu eingedeckt und gedämmt. Die Wohnungen erhielten moderne Bäder und neue Sanitäranlagen, die Heizzentralen wurden überholt und die Elektrohauptverteilung wurde erneuert.

 

Außenanlagen nach historischem Vorbild
Doch nicht nur die Gebäude, auch die Außenanlagen stehen unter Denkmalschutz. Vor diesem Hintergrund haben die Planerinnen und Planer der SAGA auch sie nach historischem Vorbild wiederhergestellt und aufgewertet. Dabei verschwanden die Mülltonnen aus dem Innenhof platzsparend unter der Erde. Die meisten Arbeiten konnten im bewohnten Zustand durchgeführt werden. Lediglich während der Modernisierung der Bäder und der Arbeiten an den Sanitäranlagen war ein kurzfristiger Umzug in Ausweichwohnungen im direkten Wohnumfeld notwendig. 

 

Verbesserte Wohnqualität
Die denkmalgerechte Modernisierung des historischen Ensembles hat nicht nur die Wohnqualität für die Bewohner deutlich verbessert, sondern trägt auch zum Erhalt des besonderen Altonaer Flairs bei. Die anfängliche Nettokaltmiete liegt nach der Modernisierung bei 7,50 Euro pro Quadratmeter.

 

Geschichtliche Bedeutung und Perspektive
Das Ensemble in der Augustenburger Straße ist ein Beispiel für die gelungene Verbindung von Denkmalschutz und modernem Wohnkomfort. Die gelungene Modernisierung zeigt, wie wichtig es ist, städtebauliche Substanz zu erhalten und gleichzeitig modernen Ansprüchen gerecht zu werden. Die SAGA wird auch künftig ähnliche Projekte durchführen, um das Erbe bedeutender Architekten zu bewahren und gleichzeitig zeitgemäßen und bezahlbaren Wohnraum zu sichern.

Klinkerfassade | © Mike Schäfer
Neue Holzfenster nach historischem Vorbild in der Augustenburger Straße | © Mike Schäfer